Julius Morgenroth

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Julius Morgenroth

Julius Morgenroth (geboren 19. Oktober 1871 in Bamberg; gestorben 20. Dezember 1924 in Berlin) war ein deutscher Arzt und Begründer der Chemotherapie in Deutschland.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel am Haus, Willdenowstraße 38, in Berlin-Lichterfelde
Julius-Morgenroth-Platz, Berlin

Julius Morgenroth, der aus einer jüdischen Familie stammte, studierte Medizin an den Universitäten Freiburg, Würzburg und München, wo er 1896 seinen Doktortitel erwarb. Er war dann kurz in Frankfurt/Main tätig, wo ihm der Pathologe und Anatomie-Professor Carl Weigert sowie der Neurologe Ludwig Edinger wichtige Kenntnisse vermittelten.

1897 ging Morgenroth nach Berlin, wo er im „Institut für Serumprüfung“ Assistent des Serologen Paul Ehrlich wurde. Von 1899 bis 1905 arbeitete Morgenroth dann in dem von Ehrlich gegründeten und geleiteten Frankfurter „Institut für experimentelle Therapie“ (später Paul-Ehrlich-Institut). Nach einem kurzen Studienaufenthalt an der Zoologischen Station Neapel war er von 1906 bis 1919 Direktor der Bakteriologischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Charité in Berlin. Anschließend leitete er die neueingerichtete Abteilung für Chemotherapie des Berliner Instituts für Infektionskrankheiten (heute „Robert Koch-Institut“). Morgenroth lehrte daneben als ao. Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität.

Heute ist Morgenroth vor allem bekannt für die von ihm mitentwickelte Immunitätslehre sowie die Chemotherapie, als deren Mitbegründer er gilt. Er erkannte, dass bakterielle Infektionen mit Hilfe der Chemotherapie heilbar sind. Im Verlauf dieser Forschungen fand Morgenroth im Chininderivat Optochin ein hochwirksames chemotherapeutisches Medikament gegen Pneumokokken. Weiter sind seine Forschungen zu bakteriellen Erregern der Wundinfektionskrankheiten (Streptokokken, Staphylokokken, Gasbrandbazillen) bedeutend. Hier leistete Morgenroth, insbesondere während des Ersten Weltkrieges, Grundlegendes. Er fand in Abkömmlingen des Chinins Präparate, die eine innere Desinfektion bewirken. Zur örtlichen chirurgischen Wunddesinfektion entwickelte er die Akridinverbindung „Rivanol“.

Morgenrot war verheiratet mit Gertrud Bejach (1884–1966), sie hatten zwei Kinder. Nach Morgenrots frühem Tod heiratete sie dessen Kollegen und Vertrauten Ulrich Friedemann, der für ihre Kinder wie ein älterer Bruder war[1].

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernennung zum Geheimen Medizinalrat.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1938 wurde in Wilmersdorf die nach Morgenroth benannte Straße wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten umbenannt in „Dünkelbergsteig“, nach dem Forstwissenschaftler und Politiker, Friedrich Wilhelm Dünkelberg (1819–1912). Am 2. September 1996 wurde der Platz vor dem Bürgeramt am Hohenzollerndamm in „Julius-Morgenroth-Platz“ umbenannt.

Am 15. November 2021 wurde an seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Lichterfelde, Willdenowstraße 38, eine Gedenktafel enthüllt.

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Über e. Fall v. Purpura haemorrhagica, Diss. München 1896;
  • Über d. Beeinflussung d. experimentellen Trypanosomeninfektion durch Chinin, in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., 1910, 2. Halbbd., S. 732–48 (mit L. Halberstädter);
  • Über d. Beeinflussung d. experimentellen Trypanosomeninfektion durch Chinin u. Chininderivate, ebd., 1911, 1. Halbbd., S. 30–37 (mit dems.);
  • Ueber d. Heilwirkung v. Chininderivaten b. experimenteller Trypanosominfektion, in: Berliner klin. Wschr. 48, 1911, S. 1558–60 (mit dems.);
  • Chemotherapie d. Pneumokokkeninfektion, ebd. 48, 1911, S. 1560 f., 1979–83 (mit R. Levy);
  • Ueber d. Wirkung d. China-Alkaloide auf d. Cornea, ebd. 49, 1912, S. 2183–85 (mit S. Ginsberg);
  • Die experimentelle Chemotherapie u. d. Problem d. inneren Desinfektion b. bakteriellen Infektionen, in: Die Naturwiss. 1, 1913, S. 609–15;
  • Die Begründung d. experimentellen Chemotherapie durch Paul Ehrlich, ebd. 2, 1914, S. 251–58;
  • Neuere Fortschritte u. Fragen d. Chemotherapie, ebd. 12, 1924, S. 219–30.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Julius Morgenroth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwik Hirszfeld Geschichte eines Lebens. Schöningh Paderborn 2018, S. 13