Emil Baur

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Emil Baur (1931)

Adolf Emil Baur (* 4. August 1873 in Ulm; † 14. März 1944 in Zürich)[1] war Chemiker und von 1911 bis 1943 ordentlicher Professor für Physikalische Chemie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.[2][3] Er leistete Beiträge zur Forschung in der Elektrochemie, insbesondere zu Brennstoffzellen.[4] Baur war ein Pionier in den Bereichen der Festoxidbrennstoffzelle (SOFC) und der Schmelzkarbonatbrennstoffzelle (MCFC),[4] einschließlich der Kohlenstoff-Brennstoffzelle.

Leben und Arbeitsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baur wurde in Ulm geboren und stammt aus einer Kaufmanns- und Staatsbeamtenfamilie.[5] Er studierte in München und Berlin physikalische Chemie.[6] Er wurde 1897 in München promoviert und habilitierte sich dort 1901. Er arbeitete für Wilhelm Muthmann an der TU München[7] und als Assistent für Wilhelm Ostwald in Leipzig.[3] Ab 1905 war er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Reichsgesundheitsamt in Berlin tätig. 1907 wurde er Professor der physikalischen Chemie an der Technischen Hochschule Braunschweig.

Baur, der sich schon 1909/1910 mit Brennstoffzellen befasst hatte[8][9] und der ab 1911 in Zürich arbeitete, setzte dort die Forschung an Brennstoffzellen fort.[10] Baur und sein Schüler William Dupré Treadwell (1885–1959) meldeten zwei gemeinsame Patente[11][12] zu Brennstoffzellen an; Baur selbst arbeitete auch an einer Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle mit geschmolzenem Natriumhydroxid als Elektrolyten.[13] Baurs Veröffentlichung von 1937[14] machte Festoxidbrennstoffzellen in der Fachwelt bekannt. Erfolglos arbeitete er an der Umwandlung von Kohlenstoff in Diamant.[5] 1914 bzw. 1919 erhielt Baur Patente auf die Gewinnung von Gold aus verdünnten Lösungen, insbesondere aus dem Wasser der Ozeane.[15][16] Er vermutete, dass die Weltmeere die Hauptmenge der Goldvorräte enthielten.[6] Dies führte in den 1920er Jahren zu einem von Fritz Haber vorangetriebenen Forschungsprojekt, das die Goldgewinnung aus den Ozeanen zum Ziel hatte, aber letztlich erfolglos blieb.

Baur heiratete 1905, er hatte eine Tochter und einen Sohn, Arthur Baur (1915–2010), der als Sprachwissenschaftler bekannt wurde.[4] Baur war 1913 einer der Gutachter der Habilitationsschrift von Otto Stern.[4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baur veröffentlichte über 150 wissenschaftliche Publikationen.[6]

Die wichtigen Monographien Baurs sind:

  • Emil Baur: Bestimmungen von Umwandlungspunkten, Affinitätsgrössen, Dissoziationswärmen etc. auf elektrischem Wege. Dissertation Universität München. V. Höfling, München 1897, OCLC 638074867 (49 S.).
  • Emil Baur: Chemische Kosmographie. Vorlesungen gehalten an der Kgl. Technischen Hochschule zu München im Wintersemester 1902/1903. R. Oldenbourg, München 1903, OCLC 163152778 (225 S.).
  • Emil Baur: Kurzer Abriss der Spektroskopie und Kolorimetrie (= Handbuch der angewandten physikalischen Chemie. Nr. 5). Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1907, OCLC 251974380 (122 S.).
  • Emil Baur: Themen der physikalischen Chemie. Auf Veranlassung des Vereins deutscher Ingenieure an der Technischen Hochschule zu Braunschweig gehaltene Vorträge. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1910 (online im Internet Archive, Buch aus der University of California).
  • Emil Baur, Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband: Die Verwendung der Elektrizität zu elektrochemischen und elektrometallurgischen Zwecken. Vortrag mit Diskussion (= verschiedene Publikationen des Schweiz. Wasserwirtschaftsverbandes. Nr. 7). Rascher, Zürich und Leipzig 1915, OCLC 251974582 (30 S., OCLC auch 637816652).
  • Emil Baur: Erforschung der Photolyse der Kohlensäure. Orell Füssli, Zürich 1943, OCLC 3127613 (79 S., OCLC auch: 601951252, 491632900).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Emil Baur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Michael Körner: Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Saur, Walter de Gruyter, München 2005, ISBN 3-598-11460-5, S. 117.
  2. ETHistory - Liste aller Professoren. Abgerufen am 20. Juli 2019.
  3. a b Christian Simon: Vier „gewöhnliche“ und ein außergewöhnlicher Chemiker: Mikrohistorie einer Abteilung der ETH Zürich 1933-1945. In: Gesellschaft Deutscher Chemiker GDCh, Fachgruppe Geschichte der Chemie (Hrsg.): Mitteilungen der Fachgruppe Geschichte der Chemie. Band 18, 2005, ISSN 0934-8506, S. 117–147 (gdch.de [PDF]).
  4. a b c d Helge Kragh: From Cosmochemistry to Fuel Cells: Notes on Emil Baur, Physical Chemist. In: American Chemical Society, Division of History of Chemistry (Hrsg.): Bulletin for the History of Chemistry. Band 40, Nr. 2. ACS, 2015, ISSN 1053-4385, S. 74–85 (illinois.edu [PDF]).
  5. a b William D. Treadwell: Emil Baur (4. August 1873 bis 14. März 1944). In: Hans Steiner, Naturforschende Gesellschaft in Zürich NGZH (Hrsg.): Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Band 89, Nr. 3. Gebr. Fretz AG, Zürich 30. September 1944, Nekrologe, S. 222–224 (ngzh.ch [PDF]).
  6. a b c William D. Treadwell: Emil Baur 1873-1944. In: Helvetica Chimica Acta. Band 27, Nr. 1, 1944, ISSN 0018-019X, S. 1302–1313, doi:10.1002/hlca.194402701167.
  7. Informationen zu und akademischer Stammbaum von Adolf Emil Baur bei academictree.org, abgerufen am 21. Juli 2019.
  8. Emil Baur: Themen der physikalischen Chemie. Auf Veranlassung des Vereins deutscher Ingenieure an der Technischen Hochschule zu Braunschweig gehaltene Vorträge. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1910, Zweite Vorlesung. Volta-Ketten, S. 19–22 (online im Internet Archive, Buch aus der University of California).
  9. Emit Baur: Bemerkungen zu Taitelbaums Abhandlung: „Studien über Brennstoffketten.“ In: Bunsengesellschaft für physikalische Chemie (Hrsg.): Zeitschrift für Elektrochemie und angewandte physikalische Chemie. Band 16, Nr. 9. Wilhelm Knapp, Verlag Chemie, Mai 1910, ISSN 0005-9021, S. 300–302, doi:10.1002/bbpc.19100160904 (wiley.com).
  10. Emil Baur, H. Ehrenberg: Über neue Brennstoffketten. In: Bunsengesellschaft für physikalische Chemie (Hrsg.): Zeitschrift für Elektrochemie und angewandte physikalische Chemie. Band 18. Wilhelm Knapp, Verlag Chemie, 1912, ISSN 0005-9021, S. 1002–1011.
  11. Patent GB126766: Improvements in Electric Cells or Batteries.. Angemeldet am 16. März 1918, veröffentlicht am 16. Mai 1919, Erfinder: Emil Baur, William Dupré Treadwell (Kokselektrode, Eisenoxidkatalysator für die Sauerstoffreduktion).
  12. Patent DE325783: Brennstoffelement. Angemeldet am 20. September 2016, veröffentlicht am 17. September 1920, Erfinder: Emil Baur, William Dupré Treadwell („Um Kohle elektromotorisch zu verbrennen […] die Brennstoffelektrode bildenden Kohle (Koks, Steinkohle o.dgl.)“).
  13. Patent DE357290: Knallgaskette mit einer Alkalischmelze als Elektrolyt. Angemeldet am 20. Februar 1921, veröffentlicht am 21. August 1922, Erfinder: Emil Baur (insbesondere Ätznatron (=Natriumhydroxid) als Schmelzelektrolyt).
  14. Emil Baur, Hans Preis: Über Brennstoff-Ketten mit Festleitern. In: Zeitschrift für Elektrochemie und angewandte physikalische Chemie. Berichte der Bunsengesellschaft für physikalische Chemie. Band 43, Nr. 9, September 1937, ISSN 0005-9021, S. 727–732, doi:10.1002/bbpc.19370430903 (wiley.com).
  15. Patent GB191316898: Improved Process for the Recovery of Gold, Silver and Platinum from Extremely Dilute Solutions, particularly Ocean Water.. Veröffentlicht am 9. April 1914, Erfinder: Emil Baur, Oskar Nagel.
  16. Patent FR489497: Procédé pour l'obtention de métaux précieux de l'eau de mer. Veröffentlicht am 8. Februar 1919, Erfinder: Emil Baur, Oskar Nagel.